Im Jahr 2008 begannen die Überlegungen, wie die St. Petri-Pauli-Kirche gerettet werden kann. Schnell war klar: Nicht nur Luthers Taufe soll hier das Thema sein, sondern die Taufe an sich.
Im Jahr 2010 wurde ein künstlerisch-architektonischer Wettbewerb ausgerufen.
Bald stand fest: der Entwurf des Berliner Büros AFF-Architekten wird zur Umsetzung empfohlen.
Was hat an diesem Entwurf beeindruckt?
Zuerst der runde, in den Boden eingelassene Taufbrunnen. Der Fußboden drumherum nimmt die Bewegung des Wassers scheinbar auf. Führt durch dunkle und helle, durch breite und schmale Wellen hindurch und schließlich aus der Kirche hinaus - in die Welt.
Ganz wichtig ist, dass im Taufbrunnen immer Wasser ist. Und dass es sich bewegt. Damit wirdan die Taufe Jesu im Jordan erinnert. Und wir laden ein, das Wasser zu fühlen. Wir laden ein, sich zu besinnen: Wann bin ich getauft und was hat es mit mir gemacht?
Die Bänke (Firma Sven Papon, Halle/Saale) sind aus vier verschiedenen Obstgehölzen gefertigt: Apfel, Birne, Kirsche und Walnuss. Die Stühle, die seit 1978 in der Kirche standen, hatten ihren Dienst getan. Außerdem kehrte mit diesen Bänken ein typisches Merkmal einer evangelischen Kirche wieder zurück. Passend dazu befinden sich ein moderner Zwischenaltar, ein Lesepult, Kerzenständer und kleine Schränke aus demselben Holz in der Kirche.
Auch der Fußboden ist nicht nur ein Hingucker, sondern ein Geschichtenerzähler:
Um die Pfeiler herum und an den Außenmauern hält er Abstand. Er deutet von sich weg auf das Werk Anderer vor 500 Jahren. "Seht hin, das haben Menschen nur mit ihren Händen und mit ihrem Gehirn erschaffen!"
Wer dem Fußboden an ebendiesen Abstands-Fugen mit den Augen folgt, wird noch etwas anderes entdecken: "Ist der Boden wirklich fest? Oder schwebt er nicht eigentlich, ist er nicht eigentlich leicht und beweglich wie die Wasseroberfläche? Was, wenn ich darüber gehe? Werde ich tanzen? Werde ich schweben?"
An den Lampen (Firma Anke Augsburg, Leipzig) lässt sich Perspektivwechsel üben: Zugegeben wirken sie zuerst recht dominant. Ein Blick von Osten nach Westen jedoch zeigt: Sie fügen sich in die Gestaltung der Kirche nahtlos ein. Integrierte Infrarotstrahler machen es möglich, auch im Winter Gottesdienst in der Kirche zu feiern.
Auch restauratorisch ist unsere Kirche interessant: Im Chorraum findet sich ein Gewölbesegment mit der Bemalung von 1904. War die Kirche ursprünglich bunt? Und wenn ja, wie bunt? Wir wissen es nicht. Wir ahnen es nur. Und gern zeigen wir den Geschmack der Menschen von vor reichlich 100 Jahren.